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Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz-
lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß
der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde
von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der
Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern.
Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen
Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde
nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war
der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette
desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen
Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da-
von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf
den Wellen stin und ster.
Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver-
lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde
auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei
der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht,
des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun-
derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na-
men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und
brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier
nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete
Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie
friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal
räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach-
stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie
oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien
des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen
endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih-
rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich
habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus
herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über-
rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen
Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran-
gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten
den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder
in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er-
laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten
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. Erster Zeitraum.
Rom unter Königen. (754—510 v. Chr.)
§. 11. Vomulus. 754—716.
Die Bevölkerung Roms war anfangs nur klein, erhielt
aber bald einen bedeutenden Zuwachs durch neue Ankömmlinge
aus der Umgegend. Romulus, der erste König, inachte nämlich
den capitolstischen Hügel zu einer Freistatt (Asyl) von Landes-
flüchtigen aus andern Städten Italiens. Hier fand Jeder, wel-
cher Lust hatte, Aufnahme und genoß des Schutzes der römischen
Anbauer: Freie und Sklaven, Schuldlose und Verbrecher ohne
Unterschied. Nur eines noch fehlte der jungen Bürgerschaft —
Weiber. Nomulus schickte deshalb Gesandte nach den benach-
barten Städten und ließ um Heirathsverträge anhalten; aber
überall wurden sie abgewiesen. Ja, man fragte sogar höhnisch:
warum zu Rom nicht auch für schlechte Weiber ein Asyl eröff-
net wäre; das erst würde Gleichheit in der Ehe bringen!
Hierüber entrüstete sich Romulus und nahm seine Zuflucht zu
einem Gewaltstreiche. Er veranstaltete zu Ehren des Gottes
Neptun ein glänzendes mit Aufzügen und Wettkämpfen verbun-
denes Fest, die Consualia, und ließ die Bewohner sämmtlicher
Nachbarstädte dazu einladen. Sie folgten dieser Einladung,
und vor Allen fanden sich die Sabiner mit ihren Weibern und
Töchtern zahlreich ein.' Und während sie nun alle in harmloser
Fröhlichkeit den Festlichkeiten zuschauten; da plötzlich stürzten auf
ein gegebenes Zeichen die rüstigsten Römer in den Haufen der
Zuschauer und raubten die Töchter der herübergekommenen Gäste.
Die bestürzten Eltern flohen jammernd und weheklagend nack-
allen Seiten auseinander.
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gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei-
ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden
Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als
er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und
fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau-
tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm
Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü-
stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze
seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam
ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen
Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru-
ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu-
tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses
Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen
Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert
und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn
hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du
deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines
Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin,
die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge-
meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der
Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst
erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un-
glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver-
lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe
erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den
Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge-
führt wurde.
Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von
Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie-
derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die
benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf
und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen.
Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen
Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit
den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um
gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere
aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-
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kläger wider einzelne Verbrechen, namentlich Wucherei 5). So
einflußreich für die römische Verfassung war das Jahr 366 6).
Camillus, der Wiederherfteller des Friedens, legte jetzt die
Dictatur nieder und erbauete der Eintracht den angelobten Tem-
pel. Der große Mann, der, wie Livius bemerkt, weder im
Glücke noch im Unglücke je seines Gleichen hatte, starb schon im
Jahre darauf, 365, nach einem langen thatenreichen Leben, an
der Pest, von welcher damals Rom heimgesucht wurde. Und
kaum hatte die Pest aufgehört, als ein Erdbeben ausbrach, das
zum Schrecken der Römer mitten auf dem Forum einen großen
Abgrund eröffnete. Die Priester verkündeten: dieser würde sich
nicht eher wieder schließen, als bis das Kostbarste, was Rom
besitze, als Weihgeschenk in denselben Hinabgelaffen wäre. Da
sprengte ein heldenmüthiger Jüngling, M. Curtius, in voller
Rüstung, auf seinem prächtig geschmückten Streitrosse herbei,
und mit dem Siegcsrufe: „Nichts kostbarer, denn kriegerische
Tapferkeit!" stürzte er sich mit seinem Roß in den offenen Ab-
grund hinab. Und augenblicklich, setzt die Sage hinzu, schloß
sich der Boden über seinem aufgenommenen Opfer wieder zu-
sammen.
§. 27. Endlicher Sieg der Plcbcssr. Gleichstellung aller
Wehte und Würden.
Seitdem die Patricier aus den Hauptvorrechten ihrer Ge-
burt verdrängt waren, blieb der Kamps unr gleiche Berechtigung
zu den noch übrigen Ehren und Würden nur ein Spiel für das
Volk. Unter dem siegreichen Banner der Tribunen schritt es
muthig auf der Bahn vorwärts, von einer Eroberung zur an-
deren. Wenngleich die Patricier sich mit den neuen Würden
des Prätors und Ädilis curulis trösteten, so zeigte sich doch bald,
wie gering, ja nichtig dieser Ersatz für das eingebüßte wichtige
Vorrecht war. Schon nach zwei Jahren (364) wurde ein Ä di-
Cicero (de leg. Iii. 3.) bezeichnet di ese Adilen als curatores
urbis, annonae et ludorum solemnium.
6) Von diesem sagt Livius (Vii. 1): Annus hic erit insignis novi
hominis consulatu, insignis novis duobus magistratibus, praetura et cu-
ruli aedilitate. Ilos sibi patricii quaesivere honores pro concesso plebi
altero consulatu.
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gen ihre Niederlagen hervor. Seitdem die patricische Abstam-
mung nicht mehr erforderlich und nicht mehr hinreichend war,
um zum Consulate zu gelangen, wurden die erprobtesten Män-
ner an die Spitze gestellt^).
Heldenzeitalter Rom'6.
§• 28. Mricge mit den Galliern.
Nachdem die Eintracht im Innern wiederhergestellt war,
konnten die Römer auch eine größere Kraft nach Außen ent-
wickeln. Das folgende Jahrhundert ist eine wahre Heldenzeit,
aus welcher zahllose Sagen romantischer Ritterthaten den spä-
teren Römer erfreueten und zu patriotischen Gefühlen erhoben.
Zunächst erprobte sich Roms Mannheit und Bürgertugend
in einer langen wechselvollen Fehde mit den Galliern, welche von
neuem ihre Raubzüge begannen und bald in Latium, bald in
Etrurien Bundesgenossen fanden (361 —349). Im Jahre 361
waren sie bis zum Anio vorgerückt, und der Fluß trennte die
beiderseitigen Heere. Da erschien ein Gallier von rieseumäßiger
Größe in voller Waffenrüstung auf der Brücke und forderte
einen Römer zum Zweikampfe heraus. Der junge Manlius,
der Sohn des Retters des Capitols, nahm die Herausforderung
an. Mit einem kurze» Schwerte und kleinen Schilde drang er
dicht an den Gallier heran, durchstach ihm den Bauch, so daß
der Riese zu Boden sank. Er hieb ihm den Kopf ab, riß ihm
eine goldene Kette vom Halse und hing sie zum Zeichen des
Sieges sich selbst um. Daher erhielt der gefeierte Held den
Namen Manlius Torquatus (mit der Kette). Die Gallier zogen
sich des Nachts nach Campauien zurück. Aber schon im folgenden
Jahre kamen sie wieder und verwüsteten das östliche Land bis
an die Mauern Roms. Nach einer langen blutigen Schlacht
zogen sie sich nach dem von Nom abtrünnig geworden Tibur
zurück; hier aber wurden Beide, die fremden sowohl als die
4) Siehe Löbell, Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen
Unterrichts. S. 58.
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der Wolga bis zum Rhein erstreckt hatte. Die deutschen Völker,
welche bisher von den Hunnen abhängig oder mit ihnen ver-
bunden gewesen waren, wurden wieder frei und behaupteten sich
in festen Wohnsitzen; die Überreste jener Barbaren aber wurden
bis zum schwarzen Meere zurückgedrängt.
Das weströmische Reich bestand fast nur noch aus Italien,
und auch dieses eilte mit schnellen Schritten seinem Untergange
zu. Der Kaiser Valentinian ermordete mit eigener Hand den
Aütius, die letzte Stütze des Reiches, aus Furcht vor der Größe
dieses Mannes. Valentinian wurde wieder auf Anstiften des
Senators Petronius Marimus, dessen häusliche Ehre der feig-
herzige Wollüstling geschändet hatte, durch zwei Freunde des
Aetius öffentlich auf dem Markte ermordet. Nach Valentinian,
in dem kurzen Zeiträume von zwanzig Jahren, regierten noch
neun Kaiser, aber fast nur dem Namen nach: denn die eigent-
liche Gewalt übten die Feldherrn der Barbaren, die das Reich
in seinem Dienste hielt. Zunächst bemächtigte sich
Mari mus (455) des Thrones und zwang des Ermor-
deten Wittwe, Eudoria, seine Gemahlin zu werden. Um sich
den Händen des Mörders ihres Gemahles zu entwinden, rief
sie heimlich den Vandalenkönig Geiserich aus Afrika herüber.
Wie im Fluge erschien dieser mit einer großen Flotte im Hafen
von Ostia. Nom gerieth bei der unvermutheten Landung des
Königs in Furcht und Schrecken. Marimus, der sich durch
die Flucht retten wollte, wurde in den Straßen Roms von dem
erbitterten Volke gesteinigt, und seine Leiche verstümmelt in die
Tiber geworfen. Als die Römer sahen, daß jede Vertheidigung
unmöglich sei, hielten sie es für besser, den Feind durch Unter-
werfung zu entwaffnen, als durch einen unnützen Widerstand zu
erzürnen, und sprachen deshalb die Vermittlung des heiligen
Vaters an. Und noch einmal nahm der Papst Leo seinen Hir-
tenstab, wallfahrte, wie damals dem Hunnen, so jetzt dem Van-
dalen entgegen und bat flehentlichst, die unglückliche Stadt vor
Feuer und Schwert zu verschonen. Der Vandale versprach es
und hielt Wort, so gut er konnte. Es war am 25. Juni des
Jahres 455, als er einzog. Es floß kein Blut, es loderte keine
Flamme auf; aber vierzehn schreckliche Tage und Nächte hindurch
währte die Plünderung. Alle Kunstschätze und Kostbarkeiten, die
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Extrahierte Personennamen: Petronius_Marimus Mari Leo Leo
Extrahierte Ortsnamen: Wolga Rhein Italien Eudoria Afrika Ostia Roms
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Dann kam auf Tragbahren oder auf Wagen die gemachte
Kriegesbeute, nämlich die dem Feinde abgenommenen Waffen
und Rüstungen, alle aufs Glänzendste zugerichtet, Gold und
Silber als Münze oder als Gerätst in Gefäßen, Gemälde, Sta-
tuen und andere prachtvolle und reiche Kunstschätze, die dem be-
siegten Feinde waren genommen worden. Auch wurden gemalte
Tafeln vorgetragen, auf denen die Länder, Städte und Burgen,
welche der Triumphator erobert hatte, im Bilde oder im Namen
zu schauen, die gemachten Gefangenen und auch die etwa weg-
genommenen Kriegsschiffe nach ihrer Anzahl verzeichnet waren.
Jetzt erschienen im Zuge die etwa gefangenen Könige, Fürsten
oder Feldherren nebst ihren Kindern, Freunden und Verwandten,
zu Fuß, in Ketten und Trauerkleidern Nach diesen Un-
glücklichen folgte sitzend auf einem reich verzierten Siegeswagen,
der von vier Pferden gezogen wurde, der Triumpha tor selbst,
im Prachtkleide, mit einem Lorbeerzweige in der Hand, unter
dem lauten Jubel der wogenden Volksmenge durch die festlich
geschmückten Straßen. Das Ende des oft unermeßlichen Prunk-
zuges bildete das siegreiche Heer, mit Lorbeerreisern geschmückt
und Jubellieder singend. Am Capitol war das Ziel dieses Zu-
ges. Hier wurden im Tempel des Jupiter die mitgebrachten
Opferthiere geschlachtet und dem Gotte gedankt für den verlie-
henen Sieg. Hier legte auch der Triumphator seinen Lorbeer als
Weihgeschenk zu den Füßen Jupiters nieder H. Am Abende
des festlichen Tages wurde der Triumphator unter Musik und
Fackelschein von der jubelnden Volksmenge nach Hause geleitet.
Damit war die eigentliche Triumphfeier beendet. Allein seitdem
die sieggekrönten Feldherren meist selbst sehr bereichert aus den
Kriegen heimkehrten, und die niedere Volksmenge in Rom außer
dem Schaugepränge des Triumphes auch nach einem guten
Schmause und nach Belustigungen verlangte; gaben die Tri-
umphatoren zuletzt Gastmäler für das Volk in allen Straßen
Rom's und öffentliche Schauspiele, die oft mehre Tage hindurch
dauerten". Wurde der Triumph nicht gestattet, so bewilligte man
doch sehr oft die s. g. Ovation, einen Aufzug von niederem
Gepränge, bei welchem der Feldherr zu Fuß oder reitend,
3) Daher auch der Ausdruck: deportare triumphum.
Weiter, Geschichte der Römer.
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in Wechselversen. — Ausgebreitet war der Handel und Verkehr
der Etrusker. Ihr Landhandel ging weit hinauf in die Länder
am Po, und in die Gegenden des Nordens; der Bernstein
machte einen Hauptartikel desselben aus. Mit ihrer Seemacht
verscheuchten sie Phönizier und Karthager von Italien und
kämpften sogar mit den letzteren um die Inseln des Mittel-
meeres. Aber auch Lurus konnte bei einem so reich gewordenen
Handelsvolke nicht ausbleiben, und dieser führte große Verweich-
lichung und hiermit den allmäligen Verfall herbei.
K. 8. Sage von der Gründung Roms.
Bis zu den Uranfängen einer Stadt, eines Volkes reicht
selten eine Geschichte; Dichtung und Sage füllen in der Regel
den leer gebliebenen Raum aus. Auch um die Wiege Roms
liegt ein großer Sagenkreis ausgebreitet, und Griechen sowohl
als Römer haben diesen mit den Blumen ihrer Dichtkunst auf
das maunigfaltigste ausgeschmückt. Der Ursprung Roms knüpft
sich zunächst an die Sage der Einwanderung der Trojaner in
Latium, und auf diese Sage gründet auch Virgil sein großes Hel-
dengedicht. Dieser weit verbreiteten Sage zufolge kam Äneas
einige Jahre nach Trojas Zerstörung mit vielen flüchtigen Tro-
janern und mit den geretteten Heiligthümern seiner Vaterstadt
nach Italien und ließ sich in Latium, in dem Gebiete des Kö-
nigs Latinus, nieder. Hier heirathete er dessen Tochter Lavinia,
gründete die Stadt Lavinium und ward Erbe des Reiches sei-
nes Schwiegervaters. Wie der Vater Lavinium, so gründete
sein Sohn Ascanius (Julus) etwa 30 Jahre später auf dem
Abhange des Albanerberges Alba Longa, welches die Haupt-
stadt des alten Latiums und der Sitz der latinischen Könige
wurde. Als der vierzehnte in der Reihe dieser Könige aus des
Aneas Geschlecht wird Procas angegeben, der das Reich seinen
beiden Söhnen Numitor und Amulius zur wechselseitigen Regie-
rung hinterließ. Aber der stolze Amulius, der nach Alleinherr-
schaft strebte, verdrängte seinen älteren Bruder, tödtete den Sohn
des Verdrängten und weihete, um vor aller Nachkommenschaft
und Thronbewerbung gesichert zu sein, dessen Tochter, Rhea
Sylvia, dem jungfräulichen Dienste der Göttin Vesta. Eines
Tages ging die Jungfrau in den heiligen Hain, um aus der
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gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Nun zogen sie aus. Die
Hirten, Genossen ihrer Jugend, und eine Menge auswanderungs-
lustiger Albaner bildeten den ersten Bestandtheil ihrer Kolonie.
Auf dem palatinischen Hügel, am linken Ufer der Tiber, ward
die Stadt im Jahre 753 vor Chr. angelegt. Die Gründung
geschah nach Sitte der benachbarten Hetrusker dadurch, daß
Romulus mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge
um den ganzen Hügel herum im Vierecke eine Furche zog und
nach dieser Furche einen Erdwall aufwerfen ließ. Wo in der
viereckigen Umwallung') ein Thor sein sollte, wurde der Pflug
aufgehoben. 2) Den inneren Raum füllte ein Menge zerstreut
durcheinander liegender ärmlichen Lehmhütten, die, an der Sonne
getrocknet, mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als
Stiftungstag galt in Rom der 21. April, wo jährlich von den
Hirten und Landleuten das Fest der Hirtengöttin Pales, die
Palilia, gefeiert wurde. Das Fest des Hirtengottes mußte
natürlich auch der Gründungstag der Hirtenftadt sein.
Schon gleich im Anfänge war unter den beiden Brüdern
ein Streit darüber entstanden, wer von ihnen die neue Stadt
benennen, wer sie als König beherrschen sollte. Auf Anrathen
ihres Großvaters beschlossen sie, die Götter selbst zu Schieds-
richtern zu wählen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den
Namen geben, sondern sie auch als Köllig regieren, welcher zu-
erst glückliche Anzeichen durch die Schicksalsvögel erhalten würde.
Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier; und kaum hatte er
frohlockend die glückliche Erscheinung dem Romulus gemeldet,
als diesem unter Donner und Blitz plötzlich ein Zug von zwölf
Geiern vorüberflog. Nun ward Jeder von seinem Anhänge
als König begrüßt, und es entspann sich hierüber ein neuer
Streit. Remus nahm das Thronrecht für sich in Anspruch,
weil ihm zuerst die Geier erschienen wären, Romulus dagegen
machte die doppelte Zahl der Vögel für sich geltend. Zankend
wurden sie handgemein, und Remus fiel im Getümmel. So
erzählen Einige die Sache; Andere aber berichten: Remus sei,
seinem Bruder zum Spotte, über die angefangene Mauer ge- * 2
') Daher wird das älteste Rom auf dem Palatin Roma quadrata
genannt
2) Daher porta Thor, von portare aufheben.
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Die Geraubten ließen sich in Rom von ihren Männern
bald besänftigen; aber ihre Väter daheim sannen auf blutige
Rache. Ein gemeinsamer Kriegeszug gegen Rom ward beschloss
sen, und der Sabinerkönig Titus Tatius zum Anführer ernannt.
Und in der That, wären jetzt die Völker alle vereint gegen
Rom ausgezogen, so wäre es wohl um den jungen Staat ge-
schehen gewesen. Da sie aber in ihrer Wuth eine gemeinschaft-
liche Rüstung nicht abwarten konnten, so wurden sie einzeln, wie
sie kamen, von dem Schwerte der Römer blutig zurückgewiesen.
Zuerst rückten die latinischen Cäninaten in das römische Gebiet
ein; und während sie zerstreut das Land verwüsteten, überfiel
sie Romulus und tödtete ihren König Acron mit eigener Hand.
Des erschlagenen Königs Rüstung, die spolia opuna weihete er
dem Jupiter Feretrius. Ein gleiches Schicksal nach einander
hatten die Antemnäten und Crustuminer. Sie wurden geschla-
gen, ihre Städte erobert, und eine Menge Einwohner nach Rom
versetzt. Endlich war Titus Tatius gerüstet und brach mit groß-
ßer Heeresmacht gegen Rom auf. Romulus konnte ihm im of-
fenem Felde nicht widerstehen und wich in die Stadt zurück;
Tarpejus hielt die Burg auf dem capitolnischen Hügel besetzt.
Aber des Befehlshabers Tochter ward zur Verrätherin. Sie
versprach den Sabinern, das Thor zu öffnen, wenn sie ihr gäben,
was sie am linken Arme trügen. Darunter verstand sie die
goldenen Ringe und Armbänder. Die eingelassenen Feinde aber
warfen ihre schweren Schilde, die sie ebenfalls am linken Arme
trugen, über sie zusammen und erdrückten die Verrätherin. Nach
ihr wurde fortan der Berggipfel, wo diese Unthat geschehen, der
Tarpejische Fels genannt. Am folgenden Tage rückten die Rö-
mer zur Wiedereroberung der verlorenen Burg aus; sie wurden
aber zurückgeschlagen, Romulus selbst von den Fliehenden mit
fortgerissen. Da erhob Romulus flehend seine Hände gen Him-
mel und gelobte dem Jupiter einen Tempel, wenn er die Flucht
der Seinigen hemme. ') Und alsbald hielten die Römer wieder
Stand und stellten sich in der Ebene zwischen dem capitolini-
schen und palatinischen Hügel zum neuen Kampfe auf. Wäh-
rend aber die beiden Heere grimmig gegen einander standen,
*) Daher Jupiter stator, d. i. der Fluchthemmende.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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